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Kindern alle Wege offenhalten

Das Gymnasium allein ist nicht die Lösung aller Bildungsfragen – weil es das „Abitur für alle“ ohnehin nicht gibt.

27. März 201713:40 Uhr , Mittelbayerische Zeitung

REGENSBURG. Gerade diskutiert man in Bayern wieder einmal intensiv über die Bildung. Doch eigentlich geht es in der öffentlichen und vor allem veröffentlichten Diskussion nur um einen einzigen Weg, eine Schulart – das Gymnasium. Diese aktuelle, emotional geführte Diskussion um G8/G9 greift meiner Ansicht nach viel zu kurz, hat sich in den vergangen Jahren doch ganz klar herausgestellt, dass eine einseitige Fixierung auf akademische Bildung nicht die Lösung der Bildungsfragen beinhaltet. Schaut nicht die gesamte Welt mit großem Interesse auf die berufliche Bildung in Deutschland und besonders in Bayern?

Kindern und Jugendlichen eine klare Perspektive für ihr Leben zu eröffnen, klare Wertvorstellungen zu vermitteln, alle Wege offen zu halten, Erfolge zu ermöglichen und individuelle Lebensentwürfe umzusetzen, hängt längst nicht mehr an der Frage des Übertritts in ein Gymnasium. Bewusst wählt etwa ein Drittel der jungen Menschen in Bayern den Weg über die Realschule. Bewusst entscheiden sich die Menschen im Freistaat für die vielfältigen Wege, die man zum Beispiel mit einem hochwertigen und anerkannten Realschulabschluss beschreiten kann.

Der Politik ist zu empfehlen, sich nicht in eine einseitig akademisch ausgerichtete Diskussion zu verstricken. Das „Abitur für alle“ und das „Hochschulstudium für alle“ wird und kann es nicht geben. Man weckt diffuse Hoffnungen, die nie erfüllt werden können – hat sich nicht längst herausgestellt, dass eine Absenkung der Bildungsqualität und der Qualität der Bildungsabschlüsse in anderen Ländern für viele unweigerlich in eine Katastrophe führt? Eine enorme Jugendarbeitslosigkeit wird verzeichnet, gerade unter jungen Akademikern, und auf der anderen Seite fehlen die Fachkräfte im gewerblichen Bereich.

Natürlich brauchen wir in Bayern und Deutschland junge Menschen, die den Anforderungen eines Hochschulstudiums gerecht werden und dieses auch erfolgreich abschließen können. Natürlich brauchen wir leistungsstarke Gymnasien. Doch die Studenten von heute kommen längst nicht mehr nur von einem Gymnasium. Die Wege über Realschulen, FOS, BOS, DBFH und berufliche Angebote werden durch viele Erfolge untermauert.

Schon heute suchen auch die Firmen in Bayern händeringend Fachkräfte. Schon heute sind Absolventen der Realschulen in der Wirtschaft, im Handwerk und der Verwaltung heiß begehrt. Schon heute weiß man, dass mit einer dualen Ausbildung der Grundstein zu einem erfüllten und glücklichen Leben gelegt wird.

Die differenzierten Schularten mit ihren spezifischen Profilen sind es, die individuelle Entwicklung und Entfaltung des einzelnen Kindes zulassen, Talente fördern. Die Anforderungen und Herausforderungen, die unsere Gesellschaft stellt, kommen auf alle Kinder zu. Es ist unsere Aufgabe, den Heranwachsenden Antworten auf die politischen, technologischen und demografischen Fragen zu geben. Dabei muss der Fokus auf alle Bildungswege gelegt werden, dabei müssen alle Kinder und Jugendliche entsprechende individuelle Förderung in Anspruch nehmen können.

Bayern kann es sich nicht leisten, auch nur auf einen Stein im vielfältigen Bildungsmosaik zu verzichten oder gar einen anerkannten Weg zu vernachlässigen.

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