Home
Aktuelles
Pressemitteilungen
Pressemitteilung
Quelle: www.nordbayern.de

Tag zur Medienbildung sucht richtigen Weg ins Digitale

HERZOGENAURACH - Ist es eine Revolution oder eine Evolution? Digitale Bildung an Schulen – konkret hier an den Realschulen – "Kompetenz für heute und morgen" ist ein Prozess mit technischen, politischen und sozialen Folgen, die überaus weitreichend sind. Mitten in diesem Strom zwischen digitaler Demenz und progressivem Aufbruch wird deutlich, dass sich die Gesellschaft und die Schulen in vielerlei Hinsicht noch über die Ziele vergewissern müssen.

Lehrer sollten keine Kabel legen und Serverprobleme lösen müssen. Vielmehr sei dies notwendig: eine zeitgemäße IT-Ausstattung und Netzwerkstrukturen, ein Ausbau technischer Unterstützungssysteme an Schulen, Rechtssicherheit bei der Nutzung von Medien, etwa bei Bildrechten, schließlich Freiräume für Lehrkräfte und Teamarbeit. Für diese Forderungen gab es Applaus im Auditorium der Realschule Herzogenaurach. An die 100 Teilnehmer nahmen am Bildungstag teil.

Digitalisierung: Beim Mega-Thema, das die Gesellschaft in allen Bereichen erfassen soll, für manche der Aufbruch in nie gekannte Welten, für andere eine (un-)schöne neue Welt, ist die Realschule Herzogenaurach als Referenzschule für Digitalisierung vorne mit dabei.

Der 1. Mittelfränkische Tag zur Medienbildung, Digitale Bildung an der Realschule – Kompetenz für heute und morgen – mit Vorträgen, Diskussionsrunde, Info- und Workshops zog Teilnehmer aus vielen Landkreisen Bayerns in die Schule.

Schulleiter Ulrich Langer und Konrektor Markus Ott begrüßten auch den Ministerialbeauftragten Johann Seitz und Landrat Alexander Tritthart, der auch das Problem der permanenten Erreichbarkeit und gläsernen Person ansprach: "Wir diskutieren im Landratsamt, ob wir nicht ein paar Rollen rückwärts machen, etwa beim Weglassen der Vornamen in den E-Mail-Adressen."

Auch das beständige Erklären den Medien gegenüber "lähmt auch unsere Arbeit." Der Landkreis ist Sachaufwandsträger für 13 Schulen.

Johann Seitz, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Mittelfranken, bezeichnete die digitale Bildung als "Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts", die Schule und Elternhaus gleichermaßen fordere. Breitbandzugang mit zeitgemäßen Geräten und eine Qualifizierung der Lehrkräfte hielt auch er für essentiell. Er hoffe auf Netzwerkbildung, indem Referenzschulen andere beraten.

"Als Revolution" sieht Elfriede Ohrnberger, im Kultusministerium für pädagogische Grundsatzfragen zuständig und in häufigem Austausch mit der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die Digitalisierung.

Allerdings: "Nicht die Technik steht im Mittelpunkt, sondern der Mensch." Die Herausforderungen seien enorm: "Man muss sie schrittweise angehen." Freistaat, Kommunen, Schulleitungen, Lehrer, Eltern und Schüler, Wirtschaft und Industrie müssten an einem Strang ziehen.

Ziel sei dies: "Innovationen gewinnbringend einsetzen." Und auch zur Gefahrenabwehr bedürfe es einer Strategie. Denn "bei aller digitalen Euphorie: Menschenbild und Bildungsverständnis dürfen sich nicht verändern."

Ein warnendes Beispiel sei der US-Präsidentschaftswahlkampf mit Fake News und Manipulationen in der digitalen Welt, um monetären Gewinn zu erzeugen.

Das Impulsreferat von Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands, das in den eingangs zitierten Forderungen mündete, kam auch auf die Einwände von Buchautor und TV-Talkrunden-Gast Manfred Spitzer zu sprechen. Sucht, Übergewicht, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Sprachentwicklungsstörungen, Stress seien die gefährlichen Potenziale der Digitalisierung, auch wenn man dieser Sichtweise nicht komplett folge.

Doch die weltweiten Megatrends wie Urbanisierung, Globalisierung, Gesundheit, Silver Society und Female Shift (Frauen definieren die Zukunft) seien nur mit digitalen Anwendungen zu bewältigen. 79 Prozent Menschen in Deutschland nutzten bereits das Internet, 59 Prozent mobil, bei den 14 bis 19-Jährigen und 20 bis 29-Jährigen besitzen 98 Prozent ein Smartphone.

Klemens Gsell, Jurist und Beauftragter des Bayerischen Städtetags für Medienbildung an Schulen, sah es anders: "Es ist eine Evolution. Wir werden auch in Zukunft noch eine analoge Welt haben." Rechtsfortbildung, systemkonformes Unterrichtsmaterial  und finanzielle Ressourcen seien wichtiges Terrain. Die "Bastelzeiten" im Schul-IT-Bereich seien vorbei.

Wie sehr sich der Schulunterricht inzwischen aus der "Kreidezeit" mit Tafel entfernt hat, widerspiegelt eine Auswahl der Work- und Info-Shops, die beim 1. Mittelfränkischen Tag zur Medienbildung in der Realschule Herzogenaurach angeboten wurden:

"Bring your own device" (Bring dein eigenes Gerät mit): Wie bindet man sicher mithilfe von Musterlösungen und cloudbasierten Accesspoints jegliche Clients in das Schulnetz ein? Welche Voraussetzungen (z. B. Enterprise WLAN-Infrastruktur) müssen geschaffen werden?

Gefahren und Chancen Sozialer Netzwerke: Soziale Netzwerke wie Facebook gewinnen für die Kinder und die Gesellschaft immer mehr Bedeutung. Um mögliche Gefahren und Chancen abwägen zu können, müssen Kompetenzen erworben werden.

Datenschutz: Durchgesprochen werden Fälle aus der Praxis.

Die WebQuest-Methode: Einbindung von learning-apps in mebis. Mit Beispielen.

RobotikAG: Programmieren lernen mit LEGOMindstorms.

Ein Bild lügt mehr als tausend Worte. Über manipulierte Bilder.

Schüler ab 8. Klasse erklären Youtube, Instagram, Snapchat. 

EDITH KERN-MIEREISZ 

Quelle: zum Originalartikel 


Kategorien:
Politik

Ihre Ansprechpartner

Pressesprecher
Pressesprecher

Dr. David Wawrzinek
presse@brlv.de